Afghanistan 1922

Die nachfolgenden Fotos wurden von meinem Urgroßvater Wilhelm Rieck (geb. 11. Januar 1881 in Köln-Mülheim) aufgenommen der von 1922 - 1930 in Afghanistan privat nach der Anwerbung durch König

Amanullah gearbeitet hat. Die folgende Geschichte erzählte mir meine Großmutter Gretel Heppekausen (geb. Rieck, * 07. Februar 1916, + 15. Juni 2005) und hat sie z. T. auch aufgeschrieben.
Die Fotos wurden mit einer Glasplattenkamera aufgenommen die mindestens zwei Objektive und ein Stativ hatte. Da es keine Fotos der Reise von Berlin nach Afghanistan gibt, kann es sein, dass er die Kamera in Kabul gekauft hat. Um welches Fabrikat es sich handelte und wo er die Glasplatten entwickeln ließ, ist mir leider nicht bekannt. Bei der Bearbeitung der Fotos ist mir aufgefallen, dass manche Fotos in der verkehrten Reihenfolge oder mit falschem Untertitel eingeklebt wurden. Deshalb vermute ich, dass die Fotoalben erst später, vielleicht erst in Deutschland, fertig gestellt wurden.

Mein Urgroßvater wurde am 11. Januar 1881 als Sohn des Oberpostsekretärs Otto Rieck und seiner Frau Christine (geb. Becker) in der damals noch freien Stadt Mülheim geboren. Aufgewachsen ist er in der Seidenstraße 21 in Mülheim. Um 1920 arbeitet er als Ingenieur bei der Firma Siemens-Schuckertwerke AG in Berlin und las dort "am schwarzen Brett" einen Aufruf von König Amanullah aus Afghanistan, der Spezialisten für die Modernisierung seines Landes benötigte. Warum sich mein Urgroßvater für eine Arbeit in einem weit entfernten Land mit einer fremden Kultur entschied ist mir leider nicht bekannt. Möglicherweise lag dies in der sehr schlechten Wirtschaftslage in Deutschland die vor allem durch eine rasende Inflation und extrem hohe Arbeitslosigkeit das Leben erschwerte. Vielleicht war es auch einfach nur Abenteuergeist und Interesse an einer Arbeit in einem fremden Land.
Mit ihm reiste 1922, neben 11 anderen Deutschen darunter 3 Frauen, auch sein Freund Herr Maass der als Künstler nach Afghanistan ging. So wie die beiden Männer waren auch deren Ehefrauen und Töchter Gretel Rieck und (?) Maass befreundet.

Die privat finanzierte Reise ging per Eisenbahn von Berlin über Warschau nach Moskau. Von Moskau mit der Transsibirischen Eisenbahn über Kasan nach Taschkent. Dann ging es weiter per Pferd über das Gebirge bis nach Kabul. Problematisch waren dabei die mangelnden Reitkünste der Damen. Dies wurde allerdings dadurch gelöste, dass zwischen zwei Pferden eine Hängematte befestigt wurde.
Meinen Urgroßvater hat es sehr geärgert dass jemand, der nicht reiten kann, eine solche Reise unternimmt.

Eine Arbeit von
Herrn Maass
"Adler für
König Amanullah"

Sein Freund Herr Maass

Diese erste Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn dauerte ca. fünf Monate. Später dauerte diese Reise via Genua per Schiff durch den Suezkanal über Teheran nur noch 3 Monate. So erzählte es mir meine Großmutter.

Dr. Alfred Gerber, der zur gleichen Zeit nach Kabul unterwegs war, beschreibt seine Reiseroute, die per Schiff über Indien nach Kabul erfolgte in seinem Buch "Afghanische Mosaiken" wie folgt:

Diesen Seeweg hat mein Urgroßvater später auch genutzt als er 1926 im Urlaub nach Berlin reiste.

Die Familien Maass und Rieck lebten in Berlin und waren miteinander befreundet. Auch die Töchter der beiden Väter waren befreundet. Bestimmt war es für die Familien eine große Erleichterung dass die beiden Freunde zusammen dieses Abenteuer, also die Arbeit in einem weit entfernten Land, zusammen unternahmen.
Beide Freunde tauchen abwechselnd immer wieder in den Fotos auf. Vermutlich hat Herr Maass auch die Fotos gemacht auf denen sein Freund Wilhelm Rieck zu sehen ist.

Herr Maass in Afghanistan

"Adler für Amanullah"

Eine Skulptur die Herr Maass für König Amanullah persönlich angefertigt hat.

Links:
Diese Skulptur könnte ein Entwurf für einen Brunnen sein, wie er an der rückwärtigen Ostseite des Darulaman-Palastes liegt.

"Arbeit von Herrn Maass"

Herr Maas war für die künstlerische Ausschmückung der Paläste verantwortlich. Hier seine Arbeitsmodelle.

Eine Brücke die von Herrn Maass entworfen wurde.

Links: ein Modell der Ornamente über den Fenstern der Paläste.

Die beiden Modelle auf der rechten Seite zeigen die Entwürfe für die Rundbögen der großen Fenster.

"Kunststeinfabrik von Mr. Maass"

Kunststein = Beton

In dieser Kunststeinfabrik wurden die einzelnen Ornamente in Beton gegossen, die die Fassaden der Paläste (und vielleicht auch andere staatlicher Gebäude) schmücken,

Links:
Details der südlichen Fassade des Tape-Taj-Beg-Palastes

Unten:
Ornamente an der nord-westliche Fassade
des Darulaman-Palastes